Fluorid für Kinder – Die häufigsten Fragen zum Thema Fluoridierung bei Kindern

Fluorid ist ein umstrittenes Thema. Dabei spielt der Stoff Fluorid bei der Kariesprävention und der Behandlung von Karies an den Zähnen eine wichtige Rolle. In dem folgenden Blogbeitrag lesen Sie, was Fluorid eigentlich ist und warum Ihr Kind Fluorid für eine optimale Zahngesundheit benötigt, wie viel Sie davon Ihrem Kind zuführen sollten und in welcher Form.

 

Was ist Fluorid?

Fluorid ist ein Spurenelement, welches bereits in unserem Körper enthalten ist. Neben weiteren Mineralstoffen sorgt Fluorid vor allem in unseren Knochen und Zähnen für eine Festigkeit. Fluorid kommt außerdem in der Erdkruste vor und ist damit ein weitverbreitetes natürliches Mineral. Somit enthalten verschiedene Lebensmittel und auch Trinkwasser auf natürliche Weise bereits das wichtige Mineralsalz Fluorid für Kleinkinder. Die in der Zahnmedizin relevanten Fluoride sind das Aminfluorid, Natriumfluorid und das Zinnfluorid. Dank dieser Stoffe können wir in der Medizin Karies effektiv vorbeugen.

 

Wie wirkt Fluorid und warum hilft es bei der Zahnpflege?

Das Mineralstoff-Salz Fluorid wirkt auf drei verschiedene Weisen auf unsere Zahngesundheit. Zum einen wirkt dieses antibakteriell gegen Plaque-Bakterien und vermindert dadurch den Zuckerstoffwechsel. Zum anderen trägt Fluorid zur Härtung des Zahnschmelzes bei. Das bedeutet, der Zahnschmelz wird dadurch resistenter und stabiler gegenüber bakteriellen Säureangriffen. Außerdem werden den Zähnen immer dann Mineralsalze entzogen, wenn schädliche Säure durch Bakterien im Zahnbelag zusammen mit Zucker und Kohlenhydraten produziert wird. Um dieser Reaktion entgegenzuwirken, hilft Fluorid dabei den Mineralverlust im Mundraum zu beheben. Dieser Vorgang wird auch als Remineralisierung beschrieben und wäre ohne Fluoride kaum möglich.

Durch eine ausgewogene Fluorid-Versorgung kann also die Kariesentstehung verhindert werden. In den meisten Fällen reicht die Menge des Fluorids, die über die tägliche Nahrung und das Trinkwasser aufgenommen wird, jedoch nicht aus. Gerade bei Kleinkindern ist es besonders wichtig. In unserer Zahnarztpraxis können wir deshalb eine Fluoridierung sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durchführen.

 

Was versteht man unter einer Fluoridierung beim Zahnarzt?

Unter einer Fluoridierung versteht man die künstliche Zufuhr des Mineral-Salzes Fluorid. In unserer Praxis besprechen wir vorab mit Ihnen die individuelle Situation Ihres Kindes: Ob Sie bereits Fluoride verwenden, falls ja, in welcher Form und in welcher Menge. So können wir die optimale Menge Fluorid bestimmen. Die individuelle Fluoridanamnese ist für das weitere Vorgehen von großer Bedeutung.

Die Fluoridierung kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Hier unterscheiden wir zwischen der systemischen Fluoridierung mit Fluoridtabletten, fluoridiertem Speisesalz oder Trinkwasser und der lokalen Fluoridierung, die mittels fluoridhaltiger Zahnpasta, Zahnspüllösungen, verschiedenen Fluoridlacken oder -gelen erfolgen kann. Auf welche Methode wir bei Ihrem Kind zurückgreifen, entscheiden wir gerne individuell und gemeinsam in unserer Sprechstunde. Wichtig ist dabei nur, dass beide Fluoridierungsmaßnahmen nicht vermischt werden. Das heißt, wenn Ihr Kind sich bereits mit einer fluoridierten Zahnpasta seine Zähne putzt, dann sollten auf keinen Fall zusätzlich noch Fluoridtabletten eingenommen werden. Zu viel Fluorid kann zu einer Überdosis führen und dadurch auch Schäden hervorrufen.

 

Ab wann sollten Kinder Fluorid aufnehmen und in welchen Mengen?

Auch wenn Fluoride über natürlichem Wege zu sich genommen werden können, ist das Vorkommen in der Nahrung und im Trinkwasser doch meist zu gering für einen ausreichenden Schutz vor Karies. Deshalb empfiehlt es sich bereits von Geburt an das Spurenelement Fluorid zuzuführen, um dem Körper den benötigten Stoff in ausreichender Dosis zu geben, den er für den Aufbau von Knochen und Zähnen benötigt. Wissenschaftliche Studien haben zudem ergeben, dass Fluoride dann die bestmögliche Wirkung zur Kariesprophylaxe entfalten, wenn sie in der richtigen Dosierung und in regelmäßigen Abständen in Kontakt zur Zahnoberfläche kommen.

Lange Zeit galt das Thema Fluorid bei Kindern als umstritten. Unterschiedliche Empfehlungen und Meinungen sorgten bei Eltern für große Verunsicherung. Nun wurden endlich gemeinsame Handlungsempfehlungen auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz erarbeitet. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) beschreibt die Basisversorgung mit Fluorid für Kinder wie folgt: [1]

  • Von der Geburt bis zum Zahndurchbruch (0 – ca. 6. Lebensmonat)
    Säuglingen wird empfohlen, bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns, täglich eine Kombination aus 0,25mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. Vitamin D in Tablettenform zu sich zu nehmen. 
  • Ab Milchzahndurchbruch bis 12 Monate
    Kleinkinder sollten eine Tablette mit 400 bis 500 I.E. Vitamin D täglich einnehmen und zusätzlich bis zu zweimal täglich mit einer fluoridierten Zahncreme zähneputzen. Verwenden Sie dafür lediglich eine reiskorngroße Menge einer Fluorid-Kinderzahnpaste (1.000 ppm). 
  • Ab 12 Monaten bis unter 2 Jahren
    Ab einem Jahr wird lediglich die Aufnahme von Fluorid durch die Zahncreme empfohlen. Ihr Kind sollte dann zweimal täglich mit einer reiskorngroßen Portion Kinderzahnpasta (1.000 ppm) die Zähne putzen. 
  • Von 2 bis 6 Jahren
    Ab 24 Monaten sollte das 2-mal-tägliche Zähneputzen mit einer größeren Menge fortgeführt werden. Orientieren Sie sich dabei an einer erbsengroßen Portion fluoridhaltiger Zahnpasta für Kinder (Fluoridkonzentration: 1.000 ppm). Außerdem kann Fluorid zusätzlich mit fluoridiertem Speisesalz zugefügt werden. 
  • Kinder ab 6 Jahren
    Ab dem siebten Lebensjahr kann Ihr Kind mit einer Fluoridzahnpasta für Jugendliche oder Erwachsene seine Zähne putzen. Diese enthalten meist eine Fluoridkonzentration von 1.500 ppm. Auch hier kann zusätzlich fluoridiertes Speisesalz gegeben werden.  

Individuelle Maßnahmen zur Mundgesundheit mit einer zusätzlichen lokalen Fluoridzugabe zur Kariesprophylaxe mit Gelen oder Lacken, die wir nach einer Behandlung auf den Zähnen Ihres Kindes auftragen können, entscheiden wir in der Sprechstunde und unter Beurteilung des persönlichen Kariesrisikos unserer kleinen Patienten.

 

Welche Vorurteile gibt es gegen Fluorid? Ist Fluorid giftig?

Grund­sätz­lich punktet das Spurenelement Fluorid mit vielen Vorteilen und hoher Wirksamkeit, sodass es für die Zahngesundheit Ihres Kindes in einer dosierten Menge sehr empfehlenswert ist. Dennoch halten sich einige Vorurteile hartnäckig, wodurch das Element immer wieder skeptisch betrachtet wird.
Ein häufiges Problem: Oftmals wird Fluorid mit Fluor gleichgesetzt, was jedoch falsch ist. Denn hier muss differenziert werden: Fluor ist ein chemisches Element und ein giftiges Gas, das bei Körperkontakt zu schweren Verätzungen führen kann. Fluo­ride sind dagegen harmlose Fluor­ver­bin­dungen und somit ungif­tige Salze. Trotzdem sollten Salze natürlich nicht überdosiert werden. In unserer Zahnarztpraxis achten wir sehr genau darauf, keine zu hohe Dosis an Fluorid zu verwenden, denn eine Überschreitung der Fluoridzufuhr kann auch zu Schäden am Zahnschmelz führen. In der Entwicklungsphase (ca. sechstes Lebensjahr) sind dadurch sogenannte „Fluorosen“ am häufigsten, welche sich meist durch weiß verfärbte Stellen an den Zähnen zeigen.

 

Was ist eine Fluorose?

Fluorosen entstehen eben dann, wenn ein regelmäßig erhöhter Fluoridgehalt auf die Zähne der Kinder einwirkt. In diesem Fall können Zahnschmelzveränderungen entstehen, die sichtbare Flecken und Verfärbungen auf den Zähnen hervorrufen (Dentalfluorose). In schweren Fällen können sich dann sogar Vertiefungen im Zahn bilden. Um eine Fluorose bei Ihrem Kind zu verhindern, sollten Sie sich an die empfohlenen Dosierungen halten und immer in Absprache mit uns als Zahnmediziner handeln.

Denn eine zu hohe Dosis Fluorid über einen längeren Zeitraum und über mehrere Jahre hinweg kann auch zu Verkalkungen von Sehnen und Gelenkkapseln führen und dadurch Gelenkschmerzen und Gelenksversteifungen begünstigen. Deshalb gilt hier die Devise: Fluorid sollte immer in Maßen dosiert werden, um die Vorteile des Salzes für Ihre Zähne bestmöglich zu nutzen.

 

Fazit

Fluorid ist ein wichtiges Spurenelement, das zur Mineralisation der Zähne unserer Kleinsten beiträgt. Aber nicht nur wenn die Zähne bereits vorhanden sind, auch schon für Säuglinge kann es wichtig sein, Fluorid zur Kariesprävention zuzuführen, bevor die Milchzähne durchbrechen. Das Salz kann sowohl lokal mit fluoridhaltiger Zahnpasta als Gel oder Lack auf die Zähne aufgetragen werden oder durch Tabletten und Lebensmittel wie fettem Fisch oder Sojaprodukte zugeführt werden und somit für einen harten und widerstandsfähigen Zahnschmelz sorgen. Doch wie immer kommt es auch hier auf die richtige Dosierung an. Zu gering dosiert können Karies und weitere Zahnerkrankungen entstehen. Zu viel Fluorid kann einen negativen Effekt auf die Gesundheit haben. Um eine Überdosierung auszuschließen, führen wir mit Ihnen als Eltern eine ausführliche Fluoridanamnese in unserer Sprechstunde durch. Gemeinsam sorgen wir für ein geringeres Kariesrisiko bei Ihrem Kind!

 

[1]https://www.kzbv.de/fluoride-fur-kinder.52.de.html

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